von Karl Müller
Westlich
von Alzey liegt in 250 m Höhe das von geologischen
Besonderheiten, botanischen Einmaligkeiten und einer ganzen
Anzahl überraschender historischer Fakten begleitete Erbes-Büdesheim.
Wer sich in seine Vergangenheit vertieft, gerät immer mehr ins
Staunen.
Erdgeschichtlich gesehen liegt das Dorf auf der - wie die
Geologen sagen - Vorholz-Halbinsel, die vor etwa 40 - 30
Millionen Jahren vor Chr. fast immer aus dem Meer herausgeragt
hat. Bereits in der Jungsteinzeit (4500 - 1800 vor Chr.) war die
Stelle besiedelt, ebenso in der Frühen Eisenzeit (700 - 450 vor
Chr.) und der Späten Eisenzeit (450 - 15 vor Chr.), wie durch
zahlreiche Funde belegt ist. Auch in der Römerzeit gab es eine
Ansiedlung und im Jahre 1909 wurde ein ganzes fränkisches Gräberfeld
entdeckt. So war die Stelle, an der heute Erbes-Büdesheim gelegen ist,
schon lange Zeiten hindurch - wahrscheinlich mit Unterbrechungen
- besiedelt.
Zum ersten Mal wurde das Dorf am 2. - 4. Januar 767
nach Chr. urkundlich erwähnt und seine damalige Michaels-Kirche
erstmals zwischen 767 und 768. Der erste namentlich bekannte
Einwohner war ein gewisser Egilolf, der zu dem genannten Datum
dem gegenüber Worms auf der anderen Rheinseite gelegenen
Kloster Lorsch 10 Joch Ackerland verkaufte und dafür ein Pferd
erhielt. Der getreuen und genauen Notierung dieses Verkaufs
durch die Mönche verdankt Erbes-Büdesheim, ähnlich wie fast
alle Dörfer Rheinhessens, seine erste Erwähnung.
Rund 37 Klöster und Adlige hatten im Laufe der folgenden Jahrhunderte
im Dorf Grundbesitz, übten also die Grundherrschaft aus. Die Geschichte
der Ortsherrschaft, d. h. die Geschichte derer, die den Ort regierten, ist
recht kompliziert. Erbes-Büdesheim gehörte als Dorf insgesamt ursprünglich
um 1275 zur Grafschaft Leiningen, ab 1350 zu der Vorderen und Hinteren
Grafschaft Sponheim, deren Hauptbesitz im Hunsrück lag, und nach deren
Aussterben 1437 zu deren Erben: zur Grafschaft Pfalz-Simmern, zur
Markgrafschaft Baden und zur Kurpfalz. Von 1559 - 1598 und von 1611 - 1673
zählte es zum Herzogtum Pfalz-Simmern, einer kleinen Nebenlinie der
Kurpfalz mit Regierungssitz in Simmern und ab 1673 ganz zur Kurpfalz.
Zu den Besonderheiten des Ortes gehören die uralten Steinkreuze an der Offenheimer und der Nacker Straße, der einstige See im Ostteil der Gemarkung, auf den heute noch Flurnamen hinweisen, der Eicherwald im Nordwesten und seiner sehr altertümlichen Parzelleneinteilung, das Quecksilber-Bergwerk im äußersten Nordwesten unterhalb des Eicherwaldes und der Galgen im Osten an der Heimersheimer Gemarkungsgrenze. Das Dorf selbst war zum Schutz vor räuberischen Überfällen seit dem Spätmittelalter mit einer Dorfmauer umgeben, der ein mit Wasser gefüllter Graben und ein mit Rüstern bewachsener Erdwall vorgelagert waren. Das Obertor im Süden und der Untertor im Norden schlossen den Ort ab. ... weiter