In unserer Heimatgemeinde verlegte der Künstler Gunter Demnig zehn
"Stolpersteine" vor den einstigen Wohnhäusern von Bürgern, die in der
NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden. Damit erhält die Erinnerung an
diese Menschen endlich einen festen Platz in unserer Mitte.
Großer
Dank geht an Florian Schnitter, Annette Rehn und Vanessa André, die
Geschichtswerkstatt Erbes-Büdesheim für die Darstellung der jüdischen
Schicksale und alle anderen, die sich für das Gedenken und gegen das
Vergessen stark gemacht haben.
Hier ein kurzer Abriss des Schicksals der jüdischen Familie Levi, das besonders beeindruckend ist:
Mitte
der 1930er Jahre hatten die Nationalsozialisten die Metzgerei von Jakob
Levy in der Niedergasse nahezu in den Ruin getrieben. Bei den
Ausschreitungen im November 1938 wurden Teile des Hauses verwüstet. Levy
selbst wurde verhaftet und wochenlang im Konzentrationslager Buchenwald
eingesperrt. 1939 waren er und seine Frau Elisabeth schließlich zum
Verkauf des Hauses gezwungen. Preis und Käufer wurden von der NSDAP
diktiert.
Gemeinsam mit ihren drei Kindern verließen die Levys
Erbes-Büdesheim und suchten Zuflucht in Köln. Von dort wurden sie 1941
in das Ghetto Lodz verschleppt, wo Elend und Grauen zum Alltag gehörten.
Im September 1942 riss man die Familie gewaltsam auseinander.
Elisabeth und die Kinder Edith, Kurt und Käthe wurden in das
Vernichtungslager Chelmno gebracht und binnen weniger Stunden dort
ermordet. Jakob Levy allerdings blieb im Ghetto zurück. Den vielen
folgenden Deportationen konnte er immer wieder entgehen.
So war
er tatsächlich unter den wenigen Überlebenden, die im Januar 1945 von
der Roten Armee befreit werden konnten. In den Wochen danach lernte er
Hilda Rehfeldt kennen - auch sie eine Überlebende der Shoah. Gemeinsam
schlugen sie sich schließlich über Krakau, Berlin und Frankfurt bis nach
Rheinhessen durch.
Jakob Levy war nach sechs furchtbaren Jahren zurück in seiner Heimat. In
Erbes-Büdesheim nahm er sein Geschäft wieder auf und heiratete Hilda,
die ihm eine Tochter schenkte. In der Folgezeit erkämpfte er sich die
Rückgabe seines früheren Hauses, wo er mit seiner zweiten Familie bis zu
seinem Tod im Jahr 1961 lebte und arbeitete.
Die
Nationalsozialisten hatten Jakob Levy alles genommen, doch seinen
starken Charakter konnten Sie nicht brechen. Er überstand die Hölle der
Lager und hatte den Mut, in seine Heimat zurückzukehren, wo er sich ein
neues Leben aufbaute.
Eine bemerkenswerte Geschichte und ein
Zeichen der Hoffnung nach dunkelster Zeit! Im Gedenken haben wir die
Mitglieder der Familie Levy nun wieder zusammenführen können - dort, wo
sie zuletzt gemeinsam glücklich waren.